Vierte Teilstrecke: Bremen - Hamburg (109 km): Greenpeace
6. Mai
Die Fragen wurden ausführlich beantwortet. Die Forderung nach Einführung einer CO2-Steuer findet die grundsätzliche Zustimmung. Der Kern der Aussagen von Greenpeace ist für mich in dem Satz enthalten: "Derzeit fehlt es weniger an geeigneten Modellen [zur Einhaltung der 2 Grad Grenze] als am politischen Willen." Dem wiederum kann ich nur zustimmen.
Eine kleine spielerische energetische Betrachtung meiner Radtour:
Meine bisherige durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit beträgt 14,2 km/h. Von der Erfahrung mit einer EKG-Belastungs-messung bei mir weiß ich zugleich, dass das eine Leistung von etwa 150 Watt bzw. 0,15 kW entspricht. Bei der genannten Durchschnittsgeschwindigkeit brauche ich für die Gesamtstrecke von 1.000 km 78 Stunden. Meine "Strampelleistung" über diese Zeit beträgt somit 78 x 0,15 = 11,7 kWh.
Meine jährliche Stromrechnung weist in der Regel 1.100 kWh aus, pro Tag also rd. 3 kWh. Folglich werde ich am Ende meiner Tour mit 78 Stunden reiner Fahrzeit, verteilt auf knapp 10 Tage mit je 8 Std. Tretmühle, theoretisch so viel an elektrischer Energie produziert haben (vorausgesetzt, ich hätte einen verlustfreien Trafo angetrieben), wie ich in meinem Alltag in 3 1/4 Tagen verbrauche.
Was müssten wir uns täglich anstrengen, wenn wir keine sonstigen Energiequellen nutzen könnten!
7. Mai
Heute gönne ich mir bei einem meiner Brüder in Hamburg eine "Strampelpause". In Gedanken bin ich aber doch weiterhin beim Thema:
Dass die Menschheit mit dem massiven Ausstoß von CO2 der Erde einheizt, ist für die meisten von uns inzwischen eine gesicherte Tatsache. Weniger bewusst ist, dass nur knapp die Hälfte der globalen CO2-Emissionen für den Temperatur-anstieg verantwortlich ist. In den Jahren 2003-2012 verblieben jährlich durchschnittlich "nur" rd. 45 % p.a. aller globalen CO2-Emissionen, das Klima beeinflussend, in der Luft; rd. 27 % p.a. wurden von den Ozeanen und weitere rd. 27 % p.a. von den Bäumen der Wälder absorbiert. Ohne diese Entlastung durch die Natur wäre unser Klimaproblem noch viel größer. (vgl. Global Carbon Project, Carbon Budget 2014, S. 52 )
Aber auch der Anteil, den die Ozeane der Luft wieder entziehen, hat ökologisch problematische Folgen: Er führt dazu, dass das Wasser der Ozeane immer saurer wird. Und in Wasser mit niedrigerem pH-Wert sinkt die Konzentration an Carbonat-Ionen, so dass alle Lebewesen mit einer Kalkschale ihre Gehäuse schlechter aufbauen können. Welche Konsequenzen das für das Leben und die Nahrungsketten im Meer hat, ist bislang noch weitgehend unbekannt.
Die Bemühungen um eine drastische Reduktion der CO2-Emissionen bis 2050 orientieren sich nur an dem Anteil von Treibhausgasen, der in der Luft „hängen“ bleibt. Mit Blick auf das Problem Ozean-Versauerung müsste eigentlich noch viel schneller ein Stopp sämtlicher CO2-Emissionen erreicht werden.
Mehr dazu in einem Beitrag aus der MaxPlanckForschung.
Eine weitere Folge der überhöhten Treibhausgaskonzentration in der Luft bzw. der dadurch bedingten Temperatur-erhöhung ist der
Anstieg des Meeresspiegels - ein Thema, das mir hier in Hamburg so dicht an der Nordsee besonders nahe kommt. Um den Rahmen des Reiseblogs nicht zu sprengen, verweise ich auf
einen Beitrag von Germanwatch: Meeresspiegelanstieg in Bangladesch und den Niederlanden.
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