14.-15.05.: Berlin wird erreicht

Achte Teilstrecke: Magdeburg - Berlin (141 km):    WWF

Routenkarte


14. Mai


Auf der heutigen Strecke - rd. 60 km durch die Landkreise "Jericho Land" und "Potsdam-Mittelmark" bis zum Ort Kloster Lehnin, ca. 55 km vorm Ziel - hat mich vor allem der Unterschied beschäftigt in der Wahrnehmung des offenkundig ausgeprägten Wohlstands sehr vieler Menschen in z.B. der ländlichen Region Vechta/Niedersachsen und der sehr dürftigen Wohlstandssituation der Menschen in dem Gebiet, durch das ich heute gefahren bin. Ein krasser Unterschied! Auf der Heckscheibe des Autos eines jungen Mannes konnte ich lesen: "Ich hasse diesen Staat".


Meinem "Navi", dass mich bisher bestens durch die Gegenden gelotst hat, habe ich heute einmal für eine längere Strecke die "Gefolgschaft" verweigert: Es wollte mich auf schier endlos erscheinenden Sandwegen an Feldrainen vorbei und durch ausgedehnte Wälder, also auf Wegen, die oft kaum als solche erkennbar waren, auf kürzestem Weg zum Ziel führen. Da habe ich nach etlichen mühsamen Kilometern dann doch lieber zusätzliche Kilometer Umweg auf befestigten Straßen gewählt.

 


Zum Inhaltlichen heute nur eine kleine Anmerkung zur Stellungnahme der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zum Anliegen meiner Petition (s. Politiker-Stimmen):


In dem von Frau Radomski im Namen der Fraktion verfassten Brief heißt es: " Die CO2-Vermeidungssteuer ist intensiv debattiert worden. Sie ist jedoch das falsche Instrument, da sie Anreize für den Staatshaushalt setzt und nicht - wie der Emissionshandel -weniger CO2 zu produzieren."


Diese Argumentation ist für mich ohne jede Überzeugungskraft. Natürlich müsste bei Einführung einer CO2-Steuer von vornherein festgelegt werden, dass die entsprechenden Einnahmen im Sinne des Gesamtkonzepts "Klimaschutz" verwendet werden müssen und dass sie nicht als unspezifische Einnahme zur Haushaltsdeckung dienen dürfen. Damit ist das genannte Gegenargument schon hinfällig. Und dass die CO2-Steuer nicht dazu führen werde, dass die Energieverbraucher wegen der Verteuerung fossiler Energiequellen nicht vermehrt erneuerbare und CO2-emissionsfreie nutzen werden, ist schlicht eine ungedeckte Behauptung.


Es hat sehr den Anschein, dass es der CDU/CSU-Fraktion mehr um die Position "Keinerlei neue Steuer" geht als um das Thema Klimaschutz. Da fehlt es sehr an eindeutigem Engagement für das für 2050 erforderliche Ziel: Klimaneutrales Leben und Wirtschaften. Wohl nicht zufällig reicht im Brief die Perspektive nur bis 2020.


15. Mai


Nun bin ich also tatsächlich in Berlin. Nach rund 1.150 km einer durchgehend wunderschönen Reise auf meinem "Drahtesel". Ich hatte einfach von Anfang bis Ende optimale Bedingungen. Fast möchte ich sagen: Schade, dass es nicht mehr weitergeht.

Am Spätnachmittag war ich zu Fuß in Berlin unterwegs. Was für ein Unterschied: gestern die Fahrt durch bzgl. menschlichem (aber nicht nur) Leben fast scheintote Agrarlandschaft und ihre sterbenden Dörfer, heute die quirlige Großstadt mit sehr viel Grün und vielmals mehr Vogelstimmen als gestern.

Schild am Eingang zu den WWF-Büros in Berlin
Schild am Eingang zu den WWF-Büros in Berlin




Als letzte Umweltschutzorganisation habe ich heute Mittag den WWF Deutschland aufgesucht, unangemeldet und wurde dennoch freundlichst und sehr wohlwollend empfangen (ganz anders, als bei Greenpeace in Hamburg). Die im Lichte meiner Petition sehr positiven Antworten auf meine Fragen -inclusive Befürwortung der Einführung einer CO2-Steuer - sind zu finden unter Interviews.

Damit habe ich nun die Antworten von allen kontaktierten Organisationen beisammen. 

Die Zusammenfassung der aussagekräftigsten Statements lautet:
Es ist durchaus noch möglich, die Überschreitung der 2-Grad-Grenze bzgl. der durchschnittlichen globalen Erwärmung zu verhindern. MAN MUSS ES NUR WOLLEN und die nötigen Maßnahmen schleunigst veranlassen. Wahrscheinlich ist die Einführung einer generellen künstlichen Verteuerung der Nutzung fossiler Energieträger (CO2-Steuer) ein unverzichtbares Steuerungsinstrument für die Zielerreichung.


Und am kommenden Montag dann der Höhepunkt der ganzen Aktion: die Übergabe der Petition nebst eingesammelter Stellungnahmen. Ich freue mich darauf!

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Kommentare: 3
  • #1

    Kathrin (Freitag, 15 Mai 2015 13:14)

    GLÜCKWUNSCH!

  • #2

    Gerald Schmid (Samstag, 16 Mai 2015 00:08)

    Klasse!

    P.S.: die Perspektive mancher Politiker reicht offenbar nicht einmal mehr bis zur nächsten Wahl; um so mehr braucht es Leute wie Sie, viel Erfolg!

  • #3

    Karl-Heinz Renner (Samstag, 16 Mai 2015 11:07)

    Wir sind im Geist am Montag in Berlin bei dir! Glückwunsch zu deinem Etappensieg für weniger C02-Belastung! Mit dem Stadtradeln geht es dann in Krefeld weiter: Radeln für die Umwelt, die eigene Fitness und weil es einfach ein Erlebnis ist.