11.05.: Jetzt geht's nach Osten

Sechste Teilstrecke: Rehburg-Loccum - Hannover (50 km):  EKD-Kirchenamt 

Routenkarte

Heute bin ich wieder deutlich weiter gefahren als geplant: von Loccum bis Braunschweig. Zum einen deshalb, weil es so herrliches Wetter war, zum anderen, weil ich für den morgigen Tag viel zeitlichen Freiraum herausholen wollte, um ggf. die angekündigten Gewitter / Unwetter irgendwo in sicherem Hafen vorüberziehen lassen zu können.

vor dem EKD-Kirchenamt in Hannover
vor dem EKD-Kirchenamt in Hannover



Als ich durch Hannover kam, habe ich am Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Halt gemacht, um die Antworten des EKD-Umweltbeauftragten zu meinen fünf Fragen abzuholen. Sie sind unter Interviews zu finden.


Ich möchte an dieser Stelle noch einmal (vgl. Unterseite "Zu mir") erwähnen, dass die Synode der Evang. Kirche in Deutschland (EKD) im November 2014 in Dresden Folgendes beschlossen hat: "Die Gliedkirchen sind zu bitten, ihre Anstrengungen zur Reduzierung ihrer CO2-Emissionen konsequent fortzusetzen und – gemessen am Basisjahr 2005 – bis zum Jahr 2020 eine Reduktion von insgesamt bis 40 % anzustreben." Sie hat außerdem, nach meiner Kenntnis erstmals, die Gliedkirchen und ihre Institutionen gebeten, "zur Kompensation unvermeidbarer CO2- Emissionen das Angebot der 'Klima-Kollekte, Kirchlicher Kompensationsfonds gGmbH' zu nutzen". 


So erfreulich dieser Beschluss auch ist - er kam m. E. deutlich zu spät und noch viel zu lasch daher. Und als ich jüngst die Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Umweltbeauftragten um Unterstützung für meine Petition und die Forderung nach einer CO2-Steuer bat, wurde eine inhaltliche Äußerung abgelehnt mit dem "überzeugenden" Argument, man habe kein politisches Mandat.

Wie kann es sein, dass die Kirchen, katholisch oder evangelisch, zu deren in christlicher Ethik begründeten Grundorientierung es gehört, nicht auf Kosten Anderer zu leben, es hinnehmen, dass sie trotz anzuerkennender Reduktionsbemühungen durch die Aktivitäten ihrer Gemeinden und Organisationen weiterhin laufend und in sehr großem Maße zur Verstärkung des Klimawandels beitragen - der vom Rat der EKD für 2014 vorgelegte Klimabericht schätzt die CO2-Emissionsmenge allein für die EKD für das Jahr 2010 auf rd. 1,7 Mio. Tonnen ein; für die katholische Kirche wird es sicherlich mindestens noch einmal so viel sein -, dass sie es aber nicht als selbstverständlich ansehen, für sich selbst die grundsätzlich sehr wohl mögliche (!) komplette Kompensation dieses "auf Kosten Anderer Geschehenden" zur Pflicht zu machen? Müsste nicht wenigstens in der Öffentlichkeit und für die Öffentlichkeit deutlich gemacht werden, dass die Differenz zwischen der Notwendigkeit, schnellstens umfassend klimaneutral zu handeln und dem faktischen Geschehen als schmerzliche Diskrepanz empfunden wird?

Ich weiß, CO2-Kompensation kostet Geld, das man wahrlich nicht "über" hat. Aber kann es sich eine christliche Kirche leisten, anderen Finanzanforderungen, was auch immer es sein mag, höhere Priorität einzuräumen als der Anforderung, Maßnahmen gegen ein "Leben auf Kosten Anderer" umzusetzen, sobald der entsprechende Tatbestand erkannt ist? Ich bin mir sicher, die Antwort lautet : Nein. Wie viel Potential zum Voranbringen der Klimaschutzbemühungen und einer entsprechenden Bewusstseinsbildung wäre gegeben, wenn die Kirchen, die seit langem für die Bewahrung der Schöpfung eintreten, ihre Mitglieder zu klimaneutralem Handeln aufforderten und selbst mit bestem Beispiel für ihren Verantwortungsbereich vorangingen! Nicht zuerst wegen der physikalischen Wirkung - obgleich die Kompensation von 3 - 4 Mio. t CO2 p.a. als Lösungsbeitrag nicht unbedeutend wäre, sondern wegen der Glaubwürdigkeit der christlichen Botschaft in Wort und Tat.

Diese Kritik trifft die Kirchen wegen ihres besonderen inhaltlichen Anspruchs besonders. Aber natürlich steht eigentlich jeder, der erkannt hat, dass jede weitere Tonne CO2-Emission die Klimaproblematik verschärft, allemal jeder, der die Einführung einer CO2-Steuer fordert, vor der Herausforderung, eben genau dem aus freien Stücken und souverän schon jetzt zu entsprechen, nämlich über den Weg der Finanzierung einer Emissionskompensation den ökologisch wahren Preis für den eigenen Energieverbrauch zu zahlen.


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Kommentare: 1
  • #1

    Stephan Sch. (Donnerstag, 21 Mai 2015 11:10)

    Sehr fundierte Analyse der Situation in den Kirchen bzw. den evangelischen Kirchen. Ich werde in Zukunft mehr Gewicht auf klimaneutrales Handeln legen.